Bobby auf dem Weg zur Kaiserkrone – eine Entdeckungsreise durch den Südharz

Es dämmerte bereits als wir Stolberg im Südharz erreichten. Während das Navi uns Richtung Marktplatz lenkte, sagte Wolfgang zu mir: „Wow, hier sind doch bestimmt schon viele Filme gedreht worden. Das ist ja eine fast vollständig erhaltene, mittelalterliche Fachwerkstadt!“ Auch ich war überrascht, nicht nur über die historische Fassade, sondern auch über die vielen kleine Geschäfte, Restaurants, Bars und Hotels. Das Örtchen Stolberg machte einen lebendigen Eindruck. Wirken viele Städte im Harz doch arg in die Jahre gekommen, so überraschte uns der Südharz aufs Neue – und zwar ausschließlich positiv. Aber wir waren nicht zur Stadtbesichtigung hier. Wir verfolgten ein anderes Ziel.

Stolberg im Südharz

Der Weg ist das Ziel.

Bevor wir Anfang November für ein verlängertes Wochenende in den Südharz aufbrachen, zierten 180 von insgesamt 222 Stempel der Harzer Wandernadel das Stempelheft von meinem Hund Bobbys. Auf unzähligen Wanderungen hat er mich zu jeder einzelnen Stempelstelle im Harz begleitet. Er ist es, der mich immer wieder zum Wandern motiviert. Mit Bobby bin ich Wege gegangen, an denen ich ohne ihn gescheitert wäre. Ich muss für ihn stark sein. Er vertraut mir. Er folgt mir. Und er ist es, der einfach immer weiter geht. Er denkt nicht daran, wie viele Kilometer und Höhenmeter noch vor uns liegen und ob die Stecke vielleicht langweilig oder das Ziel eventuell nicht lohnenswert ist. Bobby geht einfach weiter – im hier und jetzt. Und dadurch überwinde ich Zweifel und Ängste. Und wenn alle 222 Stempel der Harzer Wandernadel in sein Heft gedrückt sind, dann darf er sich „Harzer Wanderkaiser“ nennen. Keiner hat die Kaiserkrone so verdient wie er, finde ich.

Bobby auf dem Weg zur Kaiserkrone 😉 Hier unterwegs in der Nähe Hexentanzplatz (HWN 167) bei Ellrich im Südharz.

Und manch einer braucht ein Ziel, um den Weg gehen.

Ein Blick in das fast gefüllte Stempelheft der Harzer Wandernadel ließ mich einen Entschluss fassen. Ich brauchte ein Ziel, um das gerade aufkommende Stimmungs- und Motivationstief mit der Aussicht auf einen langen, grauen Winter sofort im Keim zu ersticken. Bobby erklärte ich mein Vorhaben folgendermaßen: „Menschen brauchen Ziele. Diese sollen ihrem Leben einen Sinn geben. Aus Zielen schöpfen sie Motivation für die nächsten Schritte. Manchmal meinen sie sogar, dabei über sich hinaus zu wachsen.“ Bobby sah mich sehr konzentriert an, als versuchte er jedes Wort zu ergründen. Sein Schwanz wedelte zögerlich, fragend. „Wir werden dieses Jahr noch Wanderkaiser!“ rief ich völlig begeistert von meiner Idee und nun sprang auch Bobby auf, lief ganz aufgeregt zur Tür und wollte sofort loslegen.

I’m on my way zum Stempelkasten 😉 Hier an der Queste bei Questenberg (HWN 112) im Südharz

Der goldene Herbst ist im Südharz besonders schön.

Wir buchten fünf Tage Südharz. Der Südharz war nicht nur stempeltechnisch bisher ein fast unbeschriebenes Blatt für uns. Zu weit ist die Anreise für eine Tageswanderung. Von unserem Ferienhaus in Bad Sachsa aus planten wir in einer (meiner Ansicht nach) logistischen Meisterleistung alle noch fehlenden Stempel der Region Südharz in kleine und größere Wanderungen ein.

Viele Kilometer fuhren wir mit dem Auto durch den Südharz. Das Wetter spielte mit. Der goldene Herbst zeigte sich von seiner besten Seite. Die riesigen Buchenwälder gaben ein wahres Feuerwerk an Farben ab und die sanft hügelige Landschaft versetzte uns in beste Stimmung. Wir machten viele Spaziergänge, kleine Wanderungen und Sightseeing-Stopps. Jedes Mal landete mindestens ein Stempel der Harzer Wandernadel in Bobbys Stempelheft.

Als wir spät nachmittags im mittelalterlichen Fachwerkstädtchen Stolberg ankamen, hatten wir an diesem Tag bereits mehrere Highlights, unter anderem sogar den „Eiffelturm des Harzes“ erwandert. Wir erwarteten nichts, außer: Stempelstelle Nr. 216 „Lutherbuche“, Wegstrecke hin und zurück 1,5 Kilometer, 60 Höhenmeter. Dieser kleine Abendspaziergang wurde zum krönenden Abschluss eines wunderbaren Tages. Allein der Weg zum Aussichtspunkt war ein Genuss. Im sanften Abendlicht blickten wir auf das hübsche Stolberg. Angekommen an der Stempelstelle „Lutherbuche“ konnte ich sehr gut verstehen, dass dies einer der Lieblingsplätze von Martin Luther gewesen sein soll.

Aussicht auf Stolberg von der Stempelstelle „Lutherbuche“ (HWN 216)
Das Josephskreuz (HWN 215), auch „Eiffelturm des Harzes“ genannt, wurde 1896 erbaut.
Die Stahlkonstruktion dieses Aussichtsturmes ist wirklich beeindruckend.
Von oben hat man einen herrlichen Blick über die Buchenwälder des Südharzes.

Und hier in Stolberg ging es uns wie an vielen anderen Orten, die wir während unserer Stippvisiten im Südharz ansteuerten. Alle Stempelkästen der Harzer Wandernadel erzählten eine kleine Geschichte. Mal erwartete uns eine besonders schöne Aussicht, mal ein historisch bedeutender Platz, ein anderes Mal eine geologische oder kulturhistorische Besonderheit. Wir lernten die Region kennen und lieben. Das Projekt der Harzer Wandernadel ist soweit ich weiß in dieser Form einzigartig und ich bin echt begeistert davon.

Der Südharz hat mir richtig gut gefallen. Die Landschaft mit den weitläufigen Buchenwäldern ist lieblich, die Ortschaften sind vergleichsweise zeitgemäß und lebendig, die Wanderwege (immer wieder trifft man auf den hochinteressanten Karstwanderweg) sind gut ausgeschildert. Leider war die Zeit natürlich viel zu kurz, um die Region Südharz wirklich kennen zu lernen. Deswegen haben wir auch fest vor, wiederzukommen – vielleicht sogar mal ohne Stempelheft 😉

Bobby auf dem Weg zur Kaiserkrone – eine Entdeckungsreise durch den Südharz

Endspurt für unser Ziel

Ach ja, 25 Stempel haben wir in den fünf Tagen Südharz geschafft. Ein paar weitere sind bei dem fantastischen Herbstwetter in den letzten Tagen andernorts im Harz noch dazu gekommen. Bobby ist es egal, wie viele Stempel sein Heft zieren. Er ist allerdings schwer begeistert, dass ich in letzter Zeit immer wieder ganz spontan mittags Feierabend mache, den Rucksack packe und die Wanderschuhe schnüre. Das Ziel „Harzer Wanderkaiser 2018“ steht! Ich bin sehr gespannt, ob wir das noch hinkriegen.

Südharz zum Weiterlesen: Blogs und Co

Passend zur kommenden Jahreszeit: Marc und John von 1 Thing To Do haben den Stolberger Weihnachtsmarkt getestet und dort sogar mit dem Männerchor geschunkelt.

Laura vom Blog Herz an Hirn war vier Tage im Südharz unterwegs und hat tolle Ausflugstipps mitgebracht. Bei ihr kommen auch Kulinarik und Kultur nicht zu kurz.


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