Irgendwann soll ich schon mal dort gewesen sein. Damals, vor langer Zeit in meiner Kindheit, als wir in unserem kleinen, weißen Renault 4 mit Sack und Pack und Schlauchboot über die Alpen und dann auf endlosen Küstenstraßen gen Süden fuhren. Meine Eltern hatten ein kleines Nest im damaligen Jugoslawien für sich entdeckt. Mama Grdovic empfing uns jedes Jahr mit einem herzlichen Willkommen veliki mis und mali mis. Damit waren (kleine und große Maus) mein Bruder und ich gemeint. Ich erinnere mich an Ziegen und Esel und an den ein oder anderen Skorpion als Mitbewohner, sowie an abenteuerliche Schlauchbootfahrten mit meinem Vater. Auf einer dieser Reisen besuchten wir auch die Nationalparks Krka Wasserfälle und Plitvicer Seen.
Und obwohl ich als Kind ein großer Winnetou Fan war (die Filme wurden ja genau in dieser Region gedreht), kann ich mich einfach nicht an diese Besuche erinnern. Seitdem war es mein Wunsch, noch mal dort hin zu fahren. Und jetzt endlich war es soweit. Bei Nieselregen und um die 5 Grad fuhren wir los, und Kilometer für Kilometer näherten wir uns der Sonne Kroatiens.


Kroatien im November: Alles für uns alleine.
Der Start in den Urlaub war eher hektisch. Viel halbfertige Arbeit blieb auf dem Schreibtisch liegen. Zur Vorbereitung unserer einwöchigen Reise nach Kroatien fehlte die Zeit. Ich hatte lediglich einen Plan: Die Besuche der Nationalparks Krka Wasserfälle und Plitvicer Seen.
Unsere kleine Ferienwohnung im Örtchen Sveti Filip i Jakov, etwas südlich von Zadar war ein Glücksgriff. Im Garten konnte man die Mandarinen vom Baum essen. Direkt vor dem Gartentor (das Bobby wunderbar bewachen konnte) lag das Meer. Es war ruhig und beschaulich. Es war Anfang November, absolute Nebensaison. Nach der Ankunft atmete ich durch. Die Sonne schien und ich wusste, hier kann einiges vom Stress abfallen. Ich freute mich auch die kommende Woche.



Am ersten Tag folgten wir einem Tipp aus unserem Reiseführer. Wir erkundeten den nahegelegenen Vransko See. An verschiedenen Stationen hat man wunderschöne Ausblicken auf den See, auf die Berge, die Ebenen, das Meer, die Inseln. All das genossen wir fast exklusiv für uns alleine. Nur wenige Besucher kreuzten unseren Weg. Das sind die nicht geplanten Entdeckungen, die so viel Freude machen.



Nationalpark Krka: Ja, wo geht’s denn nun zum großen Wasserfall?
Eigentlich hätte alles so weitergehen können. Einfach in den Tag hineinleben. Die Umgebung erkunden. Dinge geschehen lassen. Aber da war mein Plan. Und da war nur eine Woche Zeit. Deswegen brachen wir am Morgen des zweiten Tages zu den Krka Wasserfällen auf. Während des Frühstücks recherchierte ich im Internet auf verschiedenen Seiten und Blogs. Und ich habe anscheinend einiges gründlich durcheinander gebracht.
Aus all den verschiedenen Informationen hatte ich mir Folgendes gemerkt: Am Eingang 3 fährt man mit dem Boot in den Nationalpark und direkt zu einem der riesigen Wasserfälle, der Kulisse für so viele Szenen in diversen Winnetou Filmen war. Wir fuhren in aller Frühe los, da wir den vermeintlichen Touristenmassen zuvor kommen wollten. Da wir Eingang 3 ansteuerten und nicht einen der beiden Haupteingängen 1 und 2, fuhren wir nicht bequem über die Autobahn sondern durch die Berge, über Hochebenen, durch verlassene Dörfer bis wir nach knapp 70 km und gut 1 ½ Stunden an einem kleinen Informationshäuschen mitten im Wald ankamen.

Eine freundliche Mitarbeiterin des Nationalparks erläuterte uns auf Englisch die Örtlichkeiten: „Hier gibt es einige Spazier- und Wanderwege. Einer führt zu einer Höhle und einer zu einem Aussichtspunkt.“ Ich wurde nervös: Where ist the big Waterfall?? „Ja, da drüben geht es auch zu dem small Waterfall Roski slap.“ Small?? „Ja, der Wasserfall ist im Frühjahr größer, aber jetzt im Herbst führt er nicht so viel Wasser.“ Irgendetwas lief falsch. Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt.
Wolfgang behielt zum Glück die Nerven Er bedankte sich für die Informationen und steckte die erhaltenen Prospekte ein. Wir gingen los. Es war ruhig, Wir waren alleine. Alles war wunderschön. Aber wir waren nicht da, wo ich eigentlich hinwollte. Ich war in einem Modus, den ich nicht mag. Ich wollte Fotos von spektakulären Wasserfällen. Ich hatte eine genaue Vorstellung. Ich konnte mich nicht mit dem Hier und Jetzt zufriedengeben. Wir drehten in diesem Gebiet eine abwechslungsreiche Runde und schauten uns natürlich auch den „kleinen“ Wasserfall Roski slap an.

Dann fuhren wir erneut über Berge und Täler durch verlassene Dörfer. Wir hatten tolle Ausblicke auf den Krka und die Klosterinsel Visovac. Dann erreichten wir Skradin und Eingang 2. Da sollte er sein, der ersehnte große Wasserfall.
Krka Wasserfälle mit Hund: So bellt man sich die besten Fotopoints frei!
Gar nicht mehr so früh morgens wie eigentlich geplant, kamen wir dort an. Auf den riesigen Parkplätzen (ich möchte nicht wissen, wie es hier im Sommer zugeht) war noch genug Platz. Schnell war der Schiffsanleger gefunden. Eine große Ansammlung von Menschen stand bereits dort. Bobby war leicht nervös. Während der etwa 20-minütigen Fahrt in den Nationalpark mutierte er zum Nervenbündel. Ihm schien es auf dem kleinen Ausflugsboot überhaupt nicht zu gefallen. Er zitterte am ganze Körper und wollte am liebsten im Schiffsboden versinken.
Endlich wieder festen Boden unter den Füßen, ließen wir erst einmal die Traube von Menschen losstürmen. Bevor das nächste Boot kam und die nächste Fuhre Touristen ausspuckte, gingen auch wir los. Wir folgten dem immer lauter werdendem Rauschen. Und dann waren wir da, am großen Wasserfall Skardinski buk. Aber ich konnte meine Nervosität und Anspannung nicht ablegen. Waren es die vielen Fressbuden, viele davon jetzt in der Nebensaison geschlossen, die irgendwie deplaziert den Weg säumten? War es die Gruppe von Asiaten, die hektisch vor uns herlief, um unsagbar viele Fotos von sich selbst, von Mitreisenden oder von der ganzen Gruppe zu machen? Oder war es ich selbst, die eben auch genau an diesen Orten Fotos machen wollte, die gerade durch Handysticks, hochgehaltene Tablets oder Megaobjektiven versperrt waren?



Auf dem etwa zwei Kilometer langen Rundweg wurde es ruhiger. Die vielen Treppen schienen einige abzuschrecken. Wenn uns doch mal jemand zu nahe kam oder sich zu hektisch bewegte, bellte Bobby und sprang auch schon mal in die Leine. Dann war für einen Moment immer alles ganz ruhig. Oftmals war dann auch einer der begehrten Fotopoints plötzlich leergefegt. Und der Rundweg um den großen Wasserfall ist wirklich wunderschön. Auf einigen Passagen waren wir sogar ganz für uns alleine.



Den Rückweg zum Auto traten wir zu Fuß an. Wir genossen die Ruhe und Sonne auf dem vier Kilometer langen Weg hoch oben über dem Krka. Immer wieder sahen wir die vollen Ausflugsboote unten auf dem Fluss an uns vorbeifahren. Wir winkten und wir blickten in die Weite, in die Berge und auf das Wasser. Jetzt war alles gut. Manchmal steht man sich selbst im Weg mit seinen Erwartungen.
Nach diesem Ausflug gönnten wir uns einen großen, fettigen Cevapcici Teller und fassten den Plan, erst mal keinen Plan zu haben. Den geplanten Ausflug zu den Plitvicer Seen haben wir dennoch ein paar Tage später gemacht. Aber alles lief ganz anders. Und ich bin nachhaltig beeindruckt. Hier geht es zum zweiten Teil unserer Kroatien-Reise mit dem Bericht über den Ausflug zu den Plitviser Seen.
Fazit Nationalpark Krka Wasserfälle mit Hund: meine Tipps und Empfehlungen
Im Nationalpark Krka Wasserfälle sind Hunde grundsätzlich erlaubt (Leinenpflicht). Auf der Insel Visovac und im Kloster Krka ist Hundeverbot, habe ich gelesen. Von Eingang 1 in Lozovac kann man mit dem Bus in den Nationalpark fahren (etwa 800 m), von Eingang 2 in Skradin fährt man mit dem Boot (alternativer Fußweg ca. 4 km). In den Bussen gibt es wohl eine Maulkorbpflicht, auf den Booten nicht. Ich würde aber grundsätzlich empfehlen, immer einen Maulkorb dabei zu haben, wenn man Boot oder Bus fahren möchte.
Von Eingang 1 und 2 kommt man zu dem großen und berühmten Wassefall Skardinski buk. Viele zieht es dort hin, weil dies auch der einzige Wasserfall ist, unter dem man baden darf. Ich habe allerdings gehört, dass Hunde im Wasser nicht so gerne gesehen werden. Da dieser Wasserfall auch zu den beliebtesten und meist besuchten gehört, würde ich möglichst früh morgens starten. Der etwa vier Kilometer lange Rundweg rund um, über und teilweise durch den Wasserfall ist wirklich sehr schön. Ein wenig stören die Essensbuden und Verkaufsstände. Dadurch leidet das Naturerlebnis. In der Hauptsaison würde ich diesen Ort gerade mit Hund allerdings meiden. Es soll brechend voll sein. Eine Freundin erzählte mir, dass rund um den großen Wasserfall überall Menschen zum sonnen und baden liegen, über die man dann drüber steigen muss. Der Rundweg ist großteils auf schmalen Holzstegen angelegt, was gerade mit Hund stressig werden kann, da es keine Ausweichmöglichkeiten gibt. Ab 1. November reduzieren sich die Eintrittspreise deutlich (Hauptsaison ca. 15 Euro, Wintersaison ca. 5 Euro), es kann aber zu eingeschränktem Schiffs- und Busverkehr kommen.
Von Eingang 3 aus kann man einige Wanderungen unternehmen, wie z.B. nach Stinice mit Blick auf die Klosterinsel Visovac. In diesem Gebiet sind die Wasserfälle nicht so spektakulär, dafür ist hier weniger los. Auf unserer kleinen Runde haben wir niemanden getroffen und Bobby konnte ganz ungestört einen Gang durch das glasklare Wasser genießen.
Im Norden gibt es den höchsten Wasserfall des Nationalparks, den Manojlovac. 60 m Meter fällt er in die Tiefe. Wie man da hin kommt, weiß ich allerdings nicht.
Ein Besuch des Nationalparks Krka Wasserfälle ist mit Hund gut möglich. Von den Außenreizen gleichen die Spaziergänge gerade an den Hauptattraktionen allerdings eher einem Bummel durch die Innenstadt als einer Wanderung in der Natur.
Ich finde die folgende Seite für einen Überblick über die Wasserfälle, Eintrittspreise und Ausflugsmöglichkeiten recht hilfreich: Nationalpark Krka auf www.kroati.de.
Liebe Andrea,
ich soll als Kind auch an den Wasserfällen gewesen sein … leider kann auch ich mich nicht daran erinnern … 😉 … wieder einmal ein sehr schöner Bericht mit sehr schönen Fotos von Dir. Kroatien wäre mir jetzt allerdings ein wenig zu weit entfernt …
Viele Grüße
Martina
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Danke Martina! Das habe ich jetzt schon so oft gehört: Da war ich angeblich mal als Kind … Jugoslawien scheint ein beliebtes Reiseziel gewesen zu sein. Ja, es ist schon recht weit, aber um in dieser Jahreszeit ein wenig Wärme und Sonne zu tanken, nehme ich das auf mich 😉
Liebe Grüße von Andrea
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Ach wunderschön, da möchte ich auch unbedingt noch mal hin, da hab ich mich jetzt schon mal eingelesen. Liebe Grüße
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Ja, Kroatien ist wirklich abwechslungsreich. Noch schöner als die Krka Wasserfälle fand ich allerdings die Plitvicer Seen. Der Artikel darüber ist in Arbeit … 🙂 Liebe Grüße!
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Verflixt, dein Beitrag erschien schon wieder nicht in meinem Reader, daher erst jetzt eine Reaktion (ich hab’s mal wieder via Facebook mitbekommen, immerhin!).
Ein toller Bericht ist das geworden, wie immer! Mit durch und durch persönlicher Note und so vielen Details, dass man gleich die Koffer packen und dorthin reisen möchte. Pippa käme mit ihrer Nase zwar nicht an die Mandarinen ran und pustet auch keine Foto-Locations frei, dafür ist sie bei Bootstouren die Ruhe in Person.
Sollen wir uns nicht zusammentun und Hundereiseführer schreiben? Titel: „Bobby & Pippa on tour in xxx“. Oder „Mit Dackel & Doodle nach xxx“. Irgendwie so in dem Stil.
Lass uns das mal bei einem Gläschen (oder zwei oder drei) durchdenken, hm?
Gute Nacht aus München,
Natascha
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Vielen Dank liebe Natascha für dein tolles Feedback. Darüber freue ich mich sehr. Es war wirklich traumhaft dort! Ein Traum wäre es auch, Hundereiseführer zu schreiben 🙂 Allein deine Titelvorschläge inspirieren mich und ich würde am liebsten sofort loslegen. Lass uns das unbedingt durchdenken. Bis bald in Braunschweig!
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Ach schön, fühle mich von dem Beitrag gut abgeholt. Mir geht es ähnlich. Bin immer auf der Suche nach abgelegenen Plätzchen und dann enttäuscht, wenn viele andere schon dort sind. Solche Berichte und Fotos der Gegebenheiten vor Ort sind Gold wert! Vielen lieben Dank.
Lieben Gruß von Jule
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Das freut mich sehr, dass dir mein Bericht gefällt. Liebe Grüße von Andrea
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