Notaufnahme

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Der Urlaub hat ein jähes Ende gefunden. Am Tag nach unserem Ausflug auf das Festland fühlte ich mich abgeschlagen und hatte undefinierte Bauchschmerzen. Sonnenstich? Der letzte Cevapcici war schlecht? Zu wenig Slivovitz? Nach einer furchtbaren Nacht in einer Fieberschleife auf der Serpentinenstraße im Biokovogebirge und keiner Besserung am nächsten Tag „zwang“ mich Wolfgang dann am Nachmittag dazu, die Arztpraxis im Nachbardorf aufzusuchen. Ich hatte Glück und erwischte die einstündige Sprechstunde bei einer unerwartet jungen und sehr netten Ärztin. Ihre Diagnose: Verdacht auf Blinddarmentzündung und die Empfehlung direkt ins Krankenhaus nach Split zu fahren.

Schon wieder auf der Fähre
Schon wieder auf der Fähre

Was folgte: Aufbruch im Rekordtempo um die Abendfähre nach Split zu erreichen, Bobby und unsere sieben und noch mehr Sachen, viele gute Tipps und Telefonnummern unseres Vermieters im Gepäck – seine Schwiegertochter ist Ärztin und seine Tochter arbeitet in einem Hotel in Split – ging es los.

In Split fuhren wir in das von der Tochter organisierte Appartement in Krankenhausnähe und dann direkt zur Notaufnahme. Dort verließen mich Wolfgang und Bobby auf der Suche nach einen Grünstreifen in der noch über 30 Grad heißen Nacht von Split. Gemeinsam mit zig Gips- beinen, -armen und -köpfen, weinende Kinder und sonstige ziemlich krank aussehende Menschen harrte ich aus.

Wartezeit
Wartezeit

Über drei Stunden später, nachdem drei verschiedene Ärzte an mir herumgedrückt und mich ausgefragt hatten, saß ich bei der Blutabnahme. Danach befestigte die Schwester die Kanüle in meinem Arm und meinte, ich solle nun nichts mehr trinken, bis die Ergebnisse da sind. Ich fragte „why“ und sie sagte: „operation – maybe“. In der veranschlagten einstündigen Wartezeit, die sich dann auf 2 1/2 Stunden ausdehnte, ratterte es in meinem Kopf und das Adrenalin schoss mir durch die Adern. Je länger ich wartete, desto weniger Schmerzen hatte ich. Das sagte ich dann auch, als mir der Arzt die extrem hohen Entzündungswerte präsentierte. Ich stammelte irgend etwas, auf seine Frage nach Problemen auf der Toilette… vielleicht doch nur das Cevapcici? Darauf hin entschloss er sich, mir ein Antibiotikum zu verschreiben und mich für den nächsten Tag noch einmal einzubestellen. Um  3 Uhr nachts stürzte ich aus dem Krankenhaus und wandelte durch Split zur Notapotheke, um mir das Medikament zu holen: Ein Antibiotikum gegen Blasenentzündung! Eine Blasenentzündung hatte ich definitiv nicht! Ich nahm das Medikament trotzdem, hilft ja vielleicht auch gegen Blinddarm….

Am nächsten Morgen sind wir alle Optionen durchgegangen und ich entschied mich gegen einen weiteren Tag im Spliter Krankenhaus und für eine sofortige Abreise Richtung Deutschland. So packten wir wieder Bobby und alle unsere Sachen und düsten nach Salzburg zu Wolfgangs Eltern, gaben Bobby dort ab und fuhren direkt weiter nach Freilassing in die Notaufnahme. Ich kam sofort dran und der Ultraschall zeigte ein eindeutiges Bild: Der Blinddarm muss raus. Als ich dem Arzt den handgeschriebenen Zettel mit den Blutwerten aus Split zeigte musste er sogar lachen: „Blasenentzündung? Bei den Werten?“

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Er schickte mich sofort nach Bad Reichenhall in die Klinik und kurze Zeit später lag ich schon im OP-Saal. Ich hörte den OP Pfleger noch ungläubig fragen: „Aus der schönsten Stadt Deutschlands (Köln) wegen eines Mannes nach Salzburg ziehen? Und dann Braunschweig?“… und dann dachte ich an Bobby am Strand und irgendwann mischten sich in diese wunderschönen Bilder die Worte: „…Braunschweig? Ts, ts, ts,…. Das ist ja wie Bielefeld….“. Und dann hörte ich Atemgeräusche und sah irgend ein Geflacker und ein Kreuz an der Wand und vor den Fenstern Berge im Mondschein. Das ganze setzte sich zu dem Krankenhauszimmer zusammen, in dem ich nun mit zwei weiteren Patientinnen liege. Alles ist gut verlaufen. Aber es war wohl höchste Zeit, die Entzündung hatte sich schon auf das Bauchfell ausgebreitet. Der Blick aus dem Zimmer zeigt den Hohenstauffen zur einen, und zur anderen Seite ragt der Watzmann auf. Ich hätte es schlechter treffen können…

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