Traumdate mit Watzmannblick

Unsere Ankunft vor einer Woche in Bad Reichenhall schien an diesem Tag mit Blick auf den Watzmann ewig weit weg. So viel ist passiert während unseres fünftägigen „Jagdhundeurlaubs“ im schönen Berchtesgadener Land. Das Wandern mit Bobby war bereits seit einiger Zeit kein reines Vergnügen mehr. Einige unkontrollierte Ausflüge in den Wald und der Mangel an Einfluss auf unseren Hund führten dazu, dass wir nur noch mit Schleppleine unterwegs waren. Der Wald und die darin verborgenen Gerüche wurden immer interessanter für Bobby. Wir Zweibeiner hingen als lästige Anhängsel hinten an der Leine. Fünf Tage Training, zugeschnitten für jagdlich motivierte Hunde, lagen nun hinter uns.  Und als wir auf auf dem Parkplatz am Zipfhäusl oberhalb von Ramsau bei Berchtesgaden aus dem Auto stiegen, hatte ich den Eindruck, dass das Training Wirkung zeigt. Bobby hatte seinen Blick erwartungsvoll auf mich gerichtet anstatt auf die gigantische Kulisse von Watzmann, Hochkaltern und Co.

Was für eine Kulisse: der Watzmann.

Panoramawandern in Berchtesgaden und Bobby übt sich in Zurückhaltung

Es war 10 Uhr morgens und das Thermometer zeigte bereits weit über 20 Grad an. Der Tag versprach heiß zu werden. Und das nicht nur wegen der Wanderverabredung, die Bobby getroffen hatte. Seine geliebte Dackelfreundin Pippa mit Natascha vom Blog Kraulquappe (sehr lesenswert!) und ihrem Gatte sollten uns heute auf der etwa zwölf Kilometer langen Rundwanderung am Soleleitungsweg begleiten. Trotz erwartungsvoller Aufregung angesichts dieses lange ersehnten Treffens, versuchten Wolfgang und ich Ruhe und Souveränität auszustrahlen und auf Bobby zu übertragen. Wir hatten vom Dummy bis zur Futterdose alles dabei, um uns für Bobby interessant zu machen. Denn neben seinem Jagdtrieb ist auch sein Trieb für die weibliche Hundewelt sehr ausgeprägt. Da muss man schwere Geschütze auffahren, um dagegen halten zu können. So das in der Tat sehr vereinfachte Resumee unseres einwöchigen „Antijagdtrainings“ mit Bobby. (Hier geht es zum Bericht unseres Jagdhundeurlaubs plus Interview mit Hundetrainerin Josi Schwarz.)

Zum Verlieben: Dackelfräulein Pippa

Aber unsere Wanderbegleiter machten es uns glücklicherweise leicht. Selbst hundeverrückt hatten die beiden jedes Verständnis für unsere neuen Trainingsmethoden. Sie wunderten sich nur kurz über unser Equipment wie Pfeife (doppelseitig mit Triller und ohne), Dummys (in verschiedenen Größen), Futterbox (sehr groß) und Leberwurst (unwiderstehlich). Danach zeigten sie sich interessiert. Man lernt ja nie aus als Hundeeltern.

Der Watzmann begleitete uns von Anfang an.

Leinen los und den Watzmann immer im Blick

Wir folgten der Ausschilderung „Toter Mann“. Bobby ging brav an der Leine. Pippa durfte bereits Freilauf genießen, was Bobby erstaunlicherweise ohne größeren Protest tolerierte. Dann löste ich die Leine. Ich ließ einen Dummy fallen. Ich schickte Bobby in Richtung Dummy. Er durfte aus seinem Futternapf schlecken. Die passierenden Wanderer interessierten ihn nicht. Er war ganz bei mir, beim Dummy, bei seinem Futter. Ich gab ihn frei. Er durfte in den Freilauf. Das erste Mal wieder seit langem. In einer fremden Umgebung. Mitten in den Alpen. An einem Samstag in den Pfingstferien. Am Soleleitungsweg, einem der beliebtesten Panoramawanderwege des Berchtesgadener Landes. Sofort lief er voraus, um wie immer die Führung zu übernehmen. Pippa war leicht verstört. Das war auch ihre gewohnte Aufgabe. Normalerweise. Aber sie schien Bobby diese Kompetenz auch zuzutrauen und sortierte sich in die zweite Reihe ein. Bobby schien überglücklich. Er strahlte und hörte nicht auf sich umzudrehen. Dann probten wir den Rückruf. Pippa war als erstes da und wurde von Bobby fast von den Beinen gerissen, als er wie eine Rakete angeschossen kam. Ja, das sollte er noch lernen. Wenn man sich zu weit entfernt, kommt man vielleicht zu spät zum Futter.

Während Bobby sich angesichts der Hitze noch fragt, ob der letzte Anstieg zum „Toten Mann“ Programm sein könnte…
… wartet Pippa schon ungeduldig.

Am „Toten Mann“ angekommen, genossen wir verschwitzt und erschöpft nach knapp 500 Metern Anstieg die fantastische Aussicht. Ach wie schön wäre es, diesen Moment mit einem Gipfelfoto unseres Traumpaares zu verewigen!

Gar nicht so einfach, zwei Hunde in Position zu bringen. Bobby ziert sich und zeigt Pippa die kalte Schulter.

Der Abstieg Richtung Gasthof Söldenköpfl führte durch Waldgebiet und Bobby hielt seine Nase schon wieder verdächtig in den Wind. Ich leinte ihn vorsichtshalber an. Pippa übernahm sofort wieder die Führung. Bobby akzeptierte es. Ich erkannte meinen Hund nicht wieder. Immer will er vorne sein. Bellen, an der Leine zerren, jaulen und protestieren ist seine übliche Reaktion darauf, wenn er zum hinterhergehen verdonnert wird. Nicht so heute. Das kann nur am unbändigen Scharm von Pippa liegen, dem er erlegen ist. An sie würde er bestimmt bereitwillig jeden seiner Plätze abtreten.

Wir flogen förmlich zum Gasthof Söldenköpfl hinunter. Es erwartete uns die ersehnte Jause mit Kaiserschmarrn, Kasnocken und leckerem Weißbier. Unsere Hunde harmonierten auf ihre Art und waren sich einig: Fremde Hunde dürfen das eingenommene Territorium unseres Tisches nicht zu nahe kommen.

Aussicht genießen am Soleleitungsweg

Der perfekte Tag mit Freunden und Watzmann

Unsere Münchner Freunde hatten zu diesem Zeitpunkt ihre Hoffnung auf eine staufreie Rückreise am frühen Nachmittag schon längst aufgegeben. Zu schön war dieser Tag. Noch stundenlang hätten wir auf der Alm sitzen können. Aber irgendwann muss man dann doch weiter. Das beeindruckende Bergpanorama mit Watzmann, Hochkalter und Wirmbachgrieß stets an unserer Seite, genossen wir jeden Meter des Soleleitungswegs.

Einfach nur zum genießen.
So schön!
Wirmbachgrieß mit Hochkaltern und Watzmann

Es ging schon fast auf den Abend zu, als wir uns nach knapp 12 Kilometern wieder dem Ausgangspunkt am Gasthof Zipfhäusl näherten. Ein perfekter Tag mit wunderbar angenehmer Wanderbegleitung bei Traumwetter und Traumpanorama neigte sich dem Ende. Mit etwas Wehmut dachte ich an die Heimreise am folgenden Tag. Das Berchtesgadener Land ist einfach wunderschön. Und mit Blick in die Berge gab ich ein Versprechen ab: „Lieber Watzmann, wir sehen uns bald wieder!“

Auf 12 Kilometern mit Blick auf den Watzmann ist (nicht nur) unser Traumpaar zusammengewachsen.

Zum Nachwandern: Traumdate mit Watzmannblick auf dem Soleleitungsweg bei Berchtesgaden

Eckdaten der etwa zwölf Kilometer langen Rundwanderung am Soleleitungsweg:  Zipfhäusl (916 m) – Toter Mann (1392 m) – Berggaststätte Söldenköpfl (951 m) – Berggasthof Gerstreit (950 m) – Soleleitungsweg – Zipfhäusl (916 m)

Eine ausführliche Tourbeschreibung gibt es bei höhenrausch.de: Toter Mann (1392) und Soleleitungsweg

Hier geht es zu meiner Komoot-Aufzeichnung: Soleleitungsweg bei Berchtesgaden: Traumdate mit Watzmannblick

Noch mehr Wandertipps für das Berchtesgadener Land auf meinem Blog: 3 Tage in Salzburg: Watzmann mit halber Sahne, Spielverderber im Zauberwald und ein Geheimtipp


7 Gedanken zu “Traumdate mit Watzmannblick

  1. Liebe Andrrea,
    da hast du unserer herrlichen Tour ja ein wunderbares Denkmal gesetzt, vielen Dank dafür!
    Solche Tage mit unserem Traumpaar sollten wir noch viele planen, denn auch für uns waren das etliche Aha- und Oho-Erlebnisse in Bezug auf Pippa und genau wie ihr kennen wir das auch nicht, dass es mit zwei Chefpersönlichkeiten auf je vier Beinen so entspannt zugehen kann.
    So, nun ruft der Berg (auch wenn’s nicht der Watzmann ist).
    Liebe Grüße, auch an Wolfgang und Bobby,
    von Natascha & Co.

    Gefällt 3 Personen

    1. Liebe Natascha, eine etwas verspätetet Antwort auf deinen Kommentar, aber ich möchte dir unbedingt (noch mal) sagen, dass ich mich schon sehr auf weitere Ausflüge mit Bobby und Pippa freue 🙂 Bestenfalls nicht erst zu Silvester (was wir auch bald mal planen sollten…)

      Ganz liebe Grüße von uns dreien!

      Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar