Mit jedem Schritt taten sich neue faszinierende Blicke auf. Die Vegetation auf den fast senkrecht ins Meer abfallenden Klippen sah gerade noch saftig grün aus und im nächsten Moment, als die Sonne kurz durch die Wolken brach, leuchteten die Moose, Flechten und Heidegewächse in bunten Farben. Dann wechselte auch der Atlantik von kühlem Tiefblau zu einem fast karibischen Türkis. Ich war überwältigt von den Elementen während unserer Wanderungen auf dem Zöllnerpfad entlang der Westküste der Bretagne.
Cap de la Chèvre – Fast bis ans Ende der Welt auf der Halbinsel Crozon
Wir starteten früh von unserer Ferienwohnung in Concarneau. Über 1 ½ Stunden brauchten wir für die knapp 100 Kilometer auf die Halbinsel Crozon, die zu den am wenigsten besiedelten und zugleich abwechslungsreichsten Regionen der Bretagne zählen soll. Wir durchquerten den Parc Naturel Régional d’Armorique, während dichter Nebel nur selten den Blick auf die hügelige Landschaft des Nationalparks frei gab.

Auf dem kurzen Weg vom großen Wanderparkplatz zum Cap de la Chèvre, schien das Wetter noch unentschlossen. Aber als wir die Spitze dieser Landzunge, die im Süden von der Halbinsel Crozon weit ins Meer hineinragt, erreichten, ließen wir die Wolken endgültig hinter uns. Wir warfen einen kurzen Blick auf das dortige Fliegerdenkmal und starteten unsere Rundwanderung auf dem Zöllnerpfad. Dieser wunderbare Wanderweg (G 34), der auf fast 2000 Kilometern immer entlang der bretonischen Küste führt, hat mich auf jeder unserer Wanderungen in der Bretagne und ganz besonders hier auf der Halbinsel Crozon restlos begeistert. Voller Erwartung auf immer neue und spektakuläre Ausblicke fieberte ich stets der nächsten Wegbiegung entgegen. Gleichzeitig hätte ich ewig stehen bleiben können, um die Farben, die Weite, die Stille und die Wildheit der Natur einfach nur zu genießen.




Ich muss bis ans Ende meiner selbst gehen.



Immer weiter hätten wir gehen können. Aber wir wollten noch mehr sehen auf der Halbinsel Crozon. Auch wenn unsere Rundwanderung auf dem Zöllnerpfad um das Cap de la Chèvre letztendlich nur sieben Kilometer lang war, kam es mir vor, als hätte ich, umgeben nur von Meer und Natur, beinahe das Ende der Welt erreicht.
Point de Pen-Hir – Menhire, Gedenken und Mee(h)r auf der Halbinsel Crozon
Wie mit drei Fingern reicht die Halbinsel Crozon im Westen der Bretagne in den Atlantik. Von deren „Fingerspitzen“, dem Cap de la Chèvre, dem Pointe de Pen-Hir und dem Pointe de Dinan hat man weite Blicke über das Meer und die Küstenlinie. Nach unserer Wanderung am Cap de la Chèvre fuhren wir Richtung Point de Pen-Hir, eigentlich nicht mit der Absicht noch eine zweite Wanderung zu machen. Wolfgang wollte unbedingt die Menhire bei Camaret sur Mer besichtigen. Aber es kam wie es kommen musste. Erst mal einen Fuß auf den Zöllnerweg gesetzt, konnten wir uns nicht mehr bremsen.







„Kentoc’h mervel encet en zaotra“ – „Lieber den Tod als die Sklaverei“ (Herzogin Anne de Bretagne)
„Homme libre, toujours tu chériras la mer“ – „Freier Mensch! Das Meer ist dir teuer allzeit.“ (Baudelaire)


Am Pointe de Pen-Hir und auf dem gesamten etwa drei Kilometer langen Weg von Camaret sur Mer dorthin, waren eine ganze Menge Menschen unterwegs. Trotzdem wurden wir von den Eindrücken der uns umgebenden Natur und den historischen Ereignissen, an die hier erinnert wird, ganz gefangen genommen. In dem als Museum umgebauten Bunker begrüßte uns der ältere Herr hinter einem winzigen Tresen fast familiär. Auch Hunde waren herzlich willkommen. Ich stand gerade mit Bobby im Eingangsbereich, um mir die dort ausgestellten historischen Zeitungsberichte anzuschauen als eine Frau zum Eingang hineinstürmte. Am ausgestrecktem Arm wedelte sie mit einer gut gefüllten Hunde-Kacktüte. „Haben Sie hier einen Mülleimer? Draußen gibt es nirgendwo einen“, polterte sie auf deutsch den verdutzen Herrn an der Kasse an. Ich erstarrte fassungslos. Der Herr verstand nichts oder er tat so, als ob er nichts verstehen würde und blieb ganz gelassen. Die Frau verließ kopfschüttelnd das Kriegsmuseum, das an die durch deutsche U-Boote getöteten Seeleute erinnert.
Von Pointe du Van nach Point du Raz – Ganz im Westen am Cap Horn der Bretagne
So fasziniert waren wir von der Westküste der Bretagne, dass unser nächster Ausflug uns an den westlichsten Punkt des französischen Festlands führte. Am Point du Raz sollen sich zuweilen die Wellen so hoch brechen, dass sie die insgesamt fünf Leuchttürme dort beinahe verschlucken. Vom Pointe du Van sind es auf dem Zöllnerpfad etwa fünf Kilometer bis man das so genannte Cap Horn der Bretagne am Pointe du Raz erreicht.










Von Concarneu aus, wo wir ein kleines Ferienhaus angemietet hatten, wollten wir die Süd-Westküste der Bretagne erkunden. Aber Concarneau selbst hat uns schon so gefesselt (hier geht es zum Bericht), dass wir den Süden und die riesigen Strände rund um Carnac und die mächtigen Hinkelsteine an der Côte de Megalithes und so vieles mehr ein anderes Mal besuchen werden. (Aktualisierung 1/2020: wir waren mittlerweile dort. Hier geht es zum Bericht.) Dann werden wir bestimmt wieder auf dem Zöllnerpfad unterwegs sein. Und wir werden bestimmt wieder weniger schaffen als geplant und mehr sehen als erwartet. Denn nicht nur auf dem Zöllnerpfad lädt die Bretagne zur Langsamkeit ein und man kann gar nicht anders, als dieser Einladung zu folgen.
Völlig begeistert von dem äußersten Westen der Bretagne, besonders von der Halbinsel Crozon, packten wir nach einer Woche unsere Taschen. Aber nicht um die Bretagne zu verlassen, sondern nur um weiterzureisen – an die Côte de Granit Rose an der Nordküste der Bretagne und danach zum Mount Saint Michel. Es geht also weiter mit meinen Berichten aus Frankreich. Ganz bestimmt. Irgendwann. Ganz langsam 😉 In diesem Sinne: Salut und bis bald!
Zum Nachreisen und Nachwandern: Wandern auf dem Zöllnerpfad – Halbinsel Crozon und Cap du Raz

Hier geht es zu den GPS Daten meiner Komoot-Aufzeichnung unserer Wanderungen an der Westküste der Bretagne:
Hund im Museum 👍👍👍, welch traumhafte Fotos, ich will auch wieder nach Frankreich 😭…
LG Anja und Charly 🙋♀️🐶
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Ja, der Umgang mit Hunden ist in Frankreich sehr entspannt. Ich drücke die Daumen, dass es bald klappt mit euren Reiseplänen👍😊 Liebe Grüße an die Nordsee von Andrea und Bobby
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Traumhaft schöne Gegend und sicher sehr still… Herrlich 😊
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Ja, in der Tat wunderschön 🙂
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Ja. Ja, ja! Ich will da auch wieder hin, aber nicht so ganz allein. Man braucht einen Menschen und eine. Hund, mit dem man das alles teilen kann.
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Ja, die Eindrücke mit einem Menschen direkt teilen zu können un mit einem Hund eigentlich nie allein sein zu müssen, ist schon schön. Aber manchmal sollte man nicht warten, sondern einfach machen … Liebe Grüße von Andrea
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Ja, die Landschaft und all diese Farben dort sind eine Wucht.
Und außerdem sind es von Concarneau nur 2 Std 27 Min zum Flughafen Dinard, wo… (na du weißt schon).
Liebe Grüße aus München!
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Vielleicht verbringt er … (du weißt schon) ja auch Silvester in dieser inspirierenden Umgebung. Überleg es dir noch mal… 😘 Gute Nacht nach München!
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Anonymous war ich. Auf dem iPad funktioniert es nicht mehr.
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Ah, schön! Ich habe schon gerätselt 🤔😀 Liebe Grüße!
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Super! Wir fahren im Herbst auch in die Gegend. Freu mich schon drauf, die Touren nachzugehen…
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Das ist ja toll! Es wird euch gefallen 😊
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So was traumhaft Schönes!
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Oh ja 🙂
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Ach, du weckst Erinnerungen und Sehnsüchte. Super Bericht. Wir waren auch an diesen magischen Orten unterwegs. Und wir haben fest vor wieder in die Bretagne zu reisen. LG Sigrid
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Ja, die Bretagne ist wirklich etwas ganz besonderes und manche Orte haben tatsächlich fast etwas magisches. Ich muss auch unbedingt bald wieder hin! Liebe Grüße von Andrea
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Diese Landschaft ist echt irre schön und erinnert mich an Cornwall. Super auch Deine detaillierten Beschreibungen. Die Bretagne wird ab heute auf meiner Wunschliste stehen!!
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Ja, mich hat die Küste gerade auf der Halbinsel Crozon auch total an Cornwall erinnert. Dort wollten wir ja eigentlich dieses Jahr wieder hinfahren, waren aber dann durch das Brexit-Chaos verunsichert (gerade was die Ein- und Ausreise mit Hund betrifft). Zum Glück, sage ich jetzt. Denn sonst hätte ich die Bretagne wahrscheinlich gar nicht für mich entdeckt. Wir haben auch schon wieder die nächste Reise dorthin geplant – zu Silvester – Cidre statt Böller 🙂
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Das kann ich total verstehen!
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Ein sehr schöner und inspirierender Reisebericht. Danke!
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Vielen Dank, das freut mich 🙂
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