Mit jedem Tag meines Urlaubs wurde mir bewusster, was für ein Glück es war, für diese eine Woche im Oktober in Kappeln an der Schlei zu sein. Und das nicht nur, weil mit jedem Tag die Corona- Infektionszahlen in Deutschland hochgingen und eine Region nach der anderen die kritische 50-pro-100.000-Marke übersprang und abzusehen war, dass es bald wieder größere Reiseinschränkungen geben würde. In erster Linie war es deswegen ein großes Glück, weil diese Region in Schleswig Holstein zwischen Schlei und Flensburger Förde, die sich Angeln nennt und in der man unweigerlich nach kürzester Zeit immer irgendwo auf Wasser trifft, einfach unglaublich schön ist.
Kappeln an der Schlei – Entdeckungen
Nicht völlig unbeschwert startete ich in diesen Urlaub. Meine Gedanken kreisten viel um meine Eltern, die eigentlich auch dabei sein sollten. Aber die gesundheitliche Situation der beiden hatte einen Strich durch den gemeinsamen Urlaub gemacht. Eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen um meine Eltern lag hinter mir in einem Jahr der geplatzten Reisepläne. Nun war ich allein mit Bobby in Kappeln an der Schlei aber eben nicht am Meer, wo ich zu dieser Jahreszeit gerade mit Hund so gerne bin und eigentlich auch lieber wäre.

Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf und ich haderte noch mit meinem Urlaubsziel während ich in Arnis, der kleinsten Stadt Deutschlands in einem sehr hundefreundlichen Restaurant mit Blick auf die Schlei Magen und Seele wärmte, Bobby in Maasholm die leckerste Fischfrikadelle seines Lebens geschenkt bekam und ich im Reetdachdorf Sieseby bei Rieseby die Schönheit der Schlei auch und gerade bei Regen entdeckte (hier nachzulesen).
Kappeln an der Schlei und doch auch am Meer
Die Gegend fing an, mir richtig gut zu gefallen. Und ich fand heraus, dass Kappeln zwar (nur) an der Schlei liegt, die wohl weder ein Fjord noch eine Förde aber auf jeden Fall ein Meeresarm ist, der über 40 Kilometer ins Landesinnere bis nach Schleswig reicht. An einigen Orten schlängelt sie sich wie ein Fluss durch die Landschaft, um dann wieder weit wie ein See zu werden oder gar schon wie das offene Meer zu sein. Manchmal verschwimmen die Grenzen im Wasser, wie an der beeindruckenden Schleimünde, wo sich Schlei und Meer verbinden, obwohl sie ja eigentlich sowieso eins sind – aber dazu später mehr.

Flensburger Förde – Losrennen und Durchatmen in Neukirchen
In der zweiten Hälfte unserer Urlaubswoche stieß Wolfgang zu uns und wir fuhren an die Flensburger Förde, die ja auch gleich um die Ecke ist. Keine halbe Stunde sind wir nach Neukirchen gefahren, das liegt bei Nieby (nicht zu verwechseln mit dem Nieby auf der Geltinger Birk, da waren wir auch noch, aber auch dazu später mehr). Wir wollten an einen Strand, möglichst einsam und naturnah – für Bobby zum Losrennen und für uns zum Durchatmen. In Neukirchen, nur mal so als Beispiel, könne man sein Herz an Naturstrände verlieren, las ich im Reiseführer meiner geschätzten Bloggerkollegin Stefanie (52 kleine & große Eskapaden in Schleswig-Holstein an der Ostsee). Das klang perfekt für uns und das war es auch.




Schleimünde – mehr als Meer rund um die Lotseninsel
Den Ausflug an die Schleimünde, für mich der ersehnte Höhepunkt des Urlaubs, plante ich für den einen Tag der Woche, der am meisten Sonne versprach. Nur mit dem Schiff kann man die kleine Lotseninsel, die die schmale Durchfahrt zwischen Schlei und Ostsee markiert, erreichen. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir gleich morgens nach Maasholm. Wir hatten extra viel Zeit eingeplant, um noch in aller Ruhe durch das hübsche Örtchen zu schlendern. Als wir um etwa zehn Uhr auf dem Parkplatz am Ortseingang ankamen, sahen wir ein Ausflugsboot von Kappeln auf Maasholm zusteuern. Wir wunderten uns, denn im Flyer der MS Kappeln hatten wir gelesen, dass diese nur zweimal am Tag fährt, und zwar um 11:35 Uhr und um 14:35 Uhr. Nun liefen wir im Laufschritt zum Hafen. Hatten wir uns in der Zeit getäuscht? Als wir den Steg erreichten, legte das Schiff gerade ab. Aber es war gar nicht die MS Kappeln, sondern irgendein anderes Schiff, das nun Richtung Schleimünde schipperte.

Eigentlich dachten wir, dass ausschließlich die MS Kappeln die Schleimünde ansteuern würde, von der wir nun auch einen Fahrplan am Anlegesteg entdeckten, auf dem genau unsere recherchierten Zeiten standen mit dem Zusatz: Außer Freitag. Es war Freitag und mich überfiel leichte Panik. Hatten wir gerade das einzige (Ersatz-?) Schiff für heute zur Schleimünde verpasst? Ich sah meinen ersehnten Urlaubshöhepunkt, den ich mir für den sonnenreichsten Tag dieser Woche aufgespart hatte, in sich zusammenfallen. Mittlerweile bereits leicht panisch (wann schaffe ich es mal, in Ausnahmesituationen ruhig und besonnen zu bleiben?) eilte ich Richtung Hafenmeisterei in der Hoffnung auf Antworten und Lösungen. Der Herr in dem kleinen Büro klärte mich darüber auf, dass mehrere Schifffahrtsgesellschaften zur Schleimünde fahren würden, mehr wisse er aber auch nicht. Wieder etwas zuversichtlicher, traf ich draußen auf Wolfgang, der ein Prospekt vom Schleiraddampfer in der Hand hielt: „Hier schau, der fährt mehrmals täglich.“ Mein Urlaub war gerettet! 😉
Bis zur Abfahrt war es noch eine gute Stunde. Genug Zeit, Maasholm zu umrunden, ausgiebig auf die Schlei zu blicken und pünktlich am Steg zu sein als der „Raddampfer“, dessen großes rotes Rad sich weit über dem Wasser drehte, anlandete.

Ganz vorne vom Bug der „Schlei-Princess“ aus sahen wir den kleinen grün-weiß-gestreiften Leuchtturm der Schleimünde immer näher auf uns zukommen, während wir an der schmalen Landzunge vorbeizogen, auf der die vom Wind gebeugten Bäume beinahe wie Palmen auf einer Karibikinsel aussahen.


Nach dem Anlegen im Hafen der Lotseninsel klärte uns der Kapitän über die Möglichkeiten unseres halbstündigen Aufenthaltes auf: Die Giftbude (eine etwa 100 Jahre alte Gaststätte, die sogar in den Seekarten eingezeichnet ist) hatte Saison bedingt geschlossen. Eine Vogelführung gäbe es noch oder einfach schlendern und schauen. Wir entschieden uns für Zweiteres und ergänzten es noch um den Punkt: Gesicht in die Sonne halten.


Von Maasholm nach Gut Oehe – Wanderung zwischen Schlei und Meer
Wieder zurück in Maasholm stärkten wir uns am Hafen mit einem leckeren Fischbrötchen, um dann immer der Schlei entlang und über den Maasholmer Hegeberg (8,30 m hoch!) durch eine wunderbare Landschaft bis zum Meer zu wandern.

Der Strand war weit und leer. Bobby durfte sich austoben und der Himmel war so blau und die Sonne so strahlend, dass ich unbedingt die Füße in die Ostsee strecken musste – herrlich (kalt)!
Im Cafe Gut Oehe gönnten wir uns Kaffee und Kuchen (Stachelbeer-Baiser!), bevor wir den Rückweg, diesmal durchs Landesinnere nach Maasholm antraten, wo wir noch die letzten Sonnenstrahlen über der Schlei erhaschen konnten.

Ein wunderbarer Tag war das an der Schleimünde und wahrlich bis dahin der Höhepunkt des Urlaubs für mich. Aber dann kam noch der letzte Tag und ich hörte auf in diesen Kategorien zu denken, denn es war, wie es so oft bei mir im Urlaub ist. Nach ein paar Tagen zählen nicht mehr nur einzelne Entdeckungen und Erlebnisse, sondern ich fange an, in die Region einzutauchen und sie als Einheit zu begreifen. Dann beginnt eine Reise oft erst so richtig. Aber in diesem Fall war sie leider schon fast vorbei, aber auch nur fast.
Geltinger Birk – einfach sein
Einzigartig“ und zu den bundesweiten „Hotspots“ der Biodiversität gehörend – so wirbt die Geltinger Birk für sich. Und das ist sie bestimmt und noch ganz viel mehr. Dieses Naturschutzgebiet, das wie eine Spitz in die Flensburger Förde ganz nah an Dänemark heranreicht, ist eine wunderbare Küstenlandschaft, die auf kleinsten Raum unheimlich vielfältig und spannend ist und gleichzeitig durch die Weite so beruhigend wirkt, dass man sich regelecht darin verlieren könnte.


Durchblicke Ausblicke





Mit unserer Wanderung durch die Geltinger Birk endete unsere Zeit in Kappeln an der Schlei. Eine Woche später begann der zweite (Teil-) Lock Down. Als meine Eltern den Urlaub absagen mussten, haderte ich erst noch, ob ich ihn überhaupt antreten sollte und überlegte, stattdessen (wie jedes Jahr) im November mit Bobby nach Laboe ans Meer zu fahren. Daraus wäre nun nichts mehr geworden. Wann wieder Urlaub möglich (und verantwortbar) ist – keine Ahnung. Es ist nicht die richtige Zeit, um Pläne zu schmieden und schon gar nicht, um zu Hadern. Ich finde, die Unsicherheit und Nicht-Planbarkeit durch die Corona-Pandemie fordern einen nochmal besonders heraus, im Hier und Jetzt zu leben. In diesem Sinne bis bald und nutze den Tag!

Zwischen Schlei und Flensburger Förde zum Nachreisen, Nachwandern und Nachlesen: Blogs, Links und mehr
Die etwa 16 Kilometer lange Rundwanderung auf der Geltinger Birk habe ich aus dem Reiseführer 52 kleine & große Eskapaden in Schleswig-Holstein an der Ostseeküste (Dumont Verlag), der darüber hinaus noch viele tolle Inspirationen und Geheimtipps für die Ostseeküste bereithält, genauso wie der Blog der beiden Autoren, in dem die Tour durch die Geltinger Birk ebenfalls beschrieben ist: Der beste Weg durch die Geltinger Birk
Hier geht es zu meiner Komoot-Aufzeichnung mit GPS-Daten zu der Wanderung: Flensburger Förde: Rundwanderung Geltinger Birk (anmelden ist nicht nötig, einfach runterscrollen)
Hier geht es zu meiner Komoot-Aufzeichnung mit GPS Daten von der etwa zehn Kilometer langen Rundwanderung von Maasholm entlang der Schlei und Ostsee über Cafe Gut Oehe mit Schleimünde . (anmelden ist nicht nötig, einfach runterscrollen)
Flensburger Förde mit Hund
An der Flensburger Förde gibt es jede Menge Naturstrände und ausgewiesene Hundestrandabschnitte. Vom 1.Oktober bis 31.März ist das Hundeverbot an fast allen Stränden aufgehoben. In der Lübecker Bucht und der Kieler Förde dürfen Hunde (wenn überhaupt) erst ab dem 1.November frei laufen, was auf jeden Fall noch mal ein Pluspunkt für die Flensburger Förde ist, finde ich.
Kappeln an der Schlei – mehr als Meer entdecken
Nach anfänglichen Zweifeln, ist Kappeln für mich zum idealen Ausgangspunkt geworden, um die Schlei, die Flensburger Förde aber auch die Ostseeküste runter bis Eckernförde zu erkunden. Man ist zwar nicht direkt am Meer und hat keinen Strand vor der Haustür (was gerade mit Hund so schön ist), aber gerade in der Nebensaison im Herbst und Winter bietet Kappeln eine gute Infrastruktur mit Geschäften, Restaurants und einer kleinen Fußgängerzone. Mit den Schiffen der Schleischifffahrt kommt man von Schleswig bis zur Schleimünde überall hin. Ich habe auf jeden Fall vor, wiederzukommen, denn für mich ist aus „nur“ die Schlei „mehr als Meer“ geworden.

Hier geht es zum ersten Teil meiner Reise an die Schlei:
Sehr schöner Bericht über unsere neue Heimat, vielen Dank. LG Anja und Charly 🙋🏻♀️🐶
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Danke! Ist einfach auch sehr schön, deine neue Heimat. Liebe Grüße an die Schlei von Andrea und Bobby
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Ich war mit meinem Kurzurlaub, in der „Reisemöglichkeitslücke“ mitte September auch in Schleswig-Holstein, aber eher mittig, war aber auch wunderschön
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Ja, das ist echt Glück, wenn man solche „Reisemöglichkeitslücken“ nutzen konnte 😊
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Na, da habt ihr ja wirklich eine Punktlandung hingelegt! 😉 Danke für den schönen Bericht und die phantastischen Bilder, die mich etwas darüber hinwegtrösten, dass auch ich mich darauf verlassen hatte, im November ans Meer reisen zu können.
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Oh je, das tut mir wirklich leid, dass aus deinen Reiseplänen nichts geworden ist! Ich liebe ja auch so sehr meine „November-Dates“ mit der Ostsee. Umso mehr freut es mich, dass dich mein Beitrag ein wenig trösten konnte. Einen schönen 1.Advent wünsche ich dir und liebe Grüße! Andrea
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Danke für dein Mitgefühl, Andrea! Tatsächlich hatte ich noch gar nichts gebucht, nur den Sommer über immer mal wieder gedacht: Sollen ruhig erst die anderen ihre Sehnsucht nach dem Meer stillen, ich tue es dann im November. Jetzt hoffe ich auf klirrkalte Wintertage an der Waterkant, im Januar oder Februar… Auch dir einen schönen 1. Advent!
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Ich drücke ganz fest die Daumen, dass es im Januar oder Februar klappt! Ich liebäugele auch bereits mit dem Februar für ein Wiedersehen mit dem Meer 🙂
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Sehr schöner Bericht, der sofort Sehnsüchte weckt. Da mein Göttergatte von einem eigenen Segelboot träumt, könnte die Gegend spätestens in vier Jahren, wenn unsere Jüngste mit der Schule durch ist, für uns sehr interessant werden. Hat alles, was wir uns wünschen: Platz, Natur pur, Wasser. Danke dir sehr für diese Anregung, die außerdem zeigt, dass es sich oft lohnt, mehr als nur einen Blick zu riskieren.
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Vielen Dank für deinen super netten Kommentar! Und da haben dein Gatte und mein Lebensgefährte etwas gemeinsam. Er träumt auch von einem eigenen Segelboot und macht seinen Segelschein (zumindest die Praxisteile) auch in Glücksburg, weil es dort einfach so schön ist – (nicht nur!) zum Segeln. Ich wünsche euch auf jeden Fall schon jetzt alles Gute für eure Pläne! Liebe Grüße von Andrea
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Die Scheine hat meiner schon (bis auf Pyro), er ist ein alter Seemann (Gorch Fock). Jetzt fange ich damit an…
Viele Grüße zurück, Anja
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Wow, Gorch Fock! Wir haben als Kinder im Auto immer die Seemannslieder von der Gorch Fock im Auto gehört, wenn wir in den Urlaub gefahren sind, und die ganze Familie hat lauthals mitgesungen 😉 Sehr schöne Erinnerung und einen Gruß an deinen Gatten!
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Wow! Die Gegend kenne ich ja inzwischen. Dazu noch so ein Sonnendeck – da muss ich wohl nochmal hin.
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Ja, Bobby hat ein Talent dafür, sich die besten Plätze auszusuchen, mit zunehmendem Alter immer lieber auch in der Sonne – da war diese Platz vor den großen Fenstern in unserer Ferienwohnung ideal für ihn 🙂
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Liebe Andrea, diesen Bericht habe ich logischerweise aufgesaugt. Nicht nur, weil Du uns so lieb erwähnt und verlinkt hast. Sondern auch weil ich in Kappeln geboren und aufgewachsen bin 🙂 (Aber so ein schönes Foto von Charlotte habe ich noch nie gesehen. Tolle Perspektive.) Jetzt lese ich gleich noch einmal. Langsam! Liebe Grüße und vielen Danke, Stefanie
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Liebe Stefanie, dann kennst du die Gegend ja bestens! Obwohl man als Kind oder Jugendliche den Fokus nicht unbedingt auf die schöne Natur hat, die einen umgibt. War bei mir zumindest so – in Bayern aufgewachsen 😉 Aber eine besondere Beziehung bleibt auf jeden Fall immer zu der „Heimat“. Ich bleibe ja meistens in der Lübecker Bucht oder Kieler Förde hängen, wenn ich an die Ostsee fahre, weil es einfach näher ist. Das wird sich in Zukunft aber ganz bestimmt ändern. Die Flensburger Förde muss ich unbedingt weiter entdecken (und dann auf jeden Fall auch mal einen Ausflug nach Dänemark machen, da war ich nämlich noch nie). Ganz liebe Grüße in den Norden, Andrea
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Du warst noch nie in Dänemark? Wie wunderbar. Da hast Du etwas Tolles vor Dir (allerdings gibt es geteilte Meinungen, wie es mit Hunden in den Dänemark ist… die haben da ein paar schreckliche Gesetze. Wobei das Bobby vermutlich nicht betrifft.)
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