Einmal das Matterhorn sehen – Roadtrip nach Südfrankreich Teil 1

„Schau mal, ist das da hinten etwa schon das Matterhorn!?“ „Nein. Oder doch?!“ So geht das schon eine ganze Weile zwischen Wolfgang und mir hin und her, während wir uns auf der engen Passstraße unserem heutigen Ziel Täsch, dem letzten Ort vor Zermatt, den man noch mit dem Auto erreichen kann, nähern. Hinter den hohen Bäumen und einigen vorgelagerten Hügeln, von denen viele hier allerdings auch schon an die 3000 Meter hoch sind, lugt immer wieder ein schneebedecktes Bergmassiv mit einer markanten Spitze hervor. Wir sind mit unserem kleinen Dachzeltcamper auf dem Weg nach Südfrankreich und das Matterhorn ist unser nächstes Zwischenziel. Schon lange ist es ein Traum von mir, mal das Matterhorn zu sehen. Und ich dachte immer, wenn das Matterhorn vor einem liegt, dann fragt man sich nicht, ob es dieser Berg wohl sein könnte. Man weiß es. Man erkennt es. Und genau so war es dann auch. Später.

Der Blick Richtung Matterhorn – von Täsch aus sieht man aber nur das Kleine Matterhorn

Über die Alpen an die Côte d’Azur: Route des Grands Alpes

Über den Furkapass und weitere spektakuläre Alpenpässe schraubten wir uns an diesem Tag durch die Schweiz. Immer wieder sahen wir Hinweisschilder auf die Route des Grands Alpes, die über 16 Alpenpässe vom Genfer See an die Côte d’Azur führt. Die Côte d’Azur ist auch unser Ziel. Dort haben wir in Cassis eine Ferienwohnung angemietet. Aber bis dahin ist noch eine Woche Zeit und das Dachzelt unser zu Hause. Nun sind wir aber erst einmal froh, als wir den Campingplatz in Täsch erreichen. Über Alpenpässe zu fahren ist schon beeindruckend, aber auch echt anstrengend, besonders wegen der vielen (meiner Meinung nach selbstmörderischen) Motorradfahrer. Auf unserer Abendrunde mit Bobby blicken wir wieder Richtung Berge, dort wo irgendwo das Matterhorn sein müsste, um uns dann ziemlich früh und erschöpft in unser Dachzelt zurückzuziehen. Bobby springt in seine Höhle im Kofferraum und bei meinem letzten Gang zu den Waschräumen, bestaune ich über uns am Himmel eine gigantische Sternenwelt.

Camping Alphubel in Täsch: Letzter Halt vor dem Matterhorn

Unser Campingplatz liegt unmittelbar am Bahnhof in Täsch, von dem der Shuttlezug tagsüber alle 20 Minuten ins autofreie Zermatt fährt. Aber auch nachts verkehrt der Zug regelmäßig. Immer wieder höre ich beim Einschlafen und im Halbschlaf und dann beim Aufwachen den Zug vorbeirattern. Obwohl es noch dunkel ist, beschließe ich aufzustehen. Ich öffne den Kofferraum und Bobby steigt träge aus, streckt sich, um dann wieder zurück in sein warmes Bettchen zu hüpfen. Es ist halb sieben. Zu früh für die Herren. Aber ich bin zu aufgeregt, um weiter zu schlafen. Der Tag dämmert, und das Wetter ist perfekt. Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube, seitdem ich als Kind den Film mit Luis Trenker („Der Berg ruft“??) gesehen habe, bin ich fasziniert vom Matterhorn und habe den Wunsch, diesen Berg mal zu sehen.

Aufwachen am Camping Alphubel in Täsch

12 Minuten im Glacier Express von Täsch nach Zermatt und da ist es, das Matterhorn!

Keine Wolke ist am Himmel als wir gegen 10 Uhr im Bahnhof von Täsch in den Zug steigen. Zwei Tickets für uns und ein halbes für Bobby – hin und zurück zweimal 16, 50 Euro plus einmal 8,20 Euro für 12 Minuten Bahnfahrt nach Zermatt – aber wenn man einmal am Matterhorn ist, da denken wir nicht über Preise nach, hatten wir uns vorgenommen. Die bekannte Gornergratbahn nehmen wir dann auch nicht wegen der stolzen 75 Euro pro Person nicht, sondern weil es dort oben auf über 3000 Metern immer ziemlich voll sein soll und man gerade mit Hund nicht so viele geeignete Wandermöglichkeiten hat. Der 5-Seenweg mit fantastischen Blicken auf das Matterhorn klang nach einer perfekten Genussrunde für uns und Bobby.

In Zermatt, ausgespuckt aus dem Glacier Express, umgibt uns ein emsiges Gewusel von Menschen in pastellfarbene Poloshirts und riesigen Rollkoffern genauso wie Bergsteiger mit Helm und einen Haufen Karabinern am Klettergeschirr. Zermatt ist Ausgangspunkt und Sehnsuchtsort für die unterschiedlichsten Wünsche und Unternehmungen. Und das alles (auch) wegen dieses einen Berges, dem Matterhorn, das nun vor uns steht. Eindeutig. Unverwechselbar. Wunderschön.

Kleine Elektroautos, Minibusse und Gepäckwägelchen umschwirren uns. Bevor wir anfangen, uns überfordert zu fühlen, lassen wir uns einfach mittreiben und finden uns an den Schaltern der Zermatter Bergbahnen wieder. Bis dahin hatte ich noch nicht endgültig gecheckt, welche Bahnen wir genau für die 5-Seen-Runde nehmen müssen und so sage ich genau das am Schalter und bekomme das 5-Seenweg-Kombinations-Ticket: erst geht es mit der unterirdischen Standseilbahn nach Sunnegga, dann mit der Gondel weiter nach Blauherd und von Sunnegga wieder zurück nach Zermatt – 75 Euro für zwei Personen – Hunde fahren in allen Bergbahnen in Zermatt kostenfrei und ohne Maulkorb – Bobby ist begeistert und wir treiben weiter zur Talstation der Sunnegga Bahn. Unsere Blicke (und meine Kamera) gehen immer wieder nach oben, Richtung Matterhorn. Wolfgang sagt: „Das wirst du doch heute noch häufiger und besser sehen.“ Wer weiß?“ Ich kann meinen Blick nicht abwenden.

5- Seenweg: Von Sunnegga Bergstation und Blauherd geht es direkt zum Matterhornblick

Als wir nach einer 4 ½ – minütigen Fahrt aus dem Felsentunnel der Sunnegga Bahn auf 2288 Metern ins Freie treten, blicken wir auf eine fantastische Bergwelt und natürlich, wie sollte es anders sein, auf das Matterhorn. Aber es geht noch weiter hinauf, mit der Gondel bis Blauherd. Diese Fahrt genießt Bobby wesentlich mehr als die Fahrt mit der unterirdischen Standseilbahn. Er lässt die Blicke schweifen und scheint genauso fasziniert zu sein, wie wir.

Panoramakino auf das Matterhorn von der Fluhalp

Der 5-Seenweg ist kaum zu verfehlen, die Ausschilderungen führen einen sicher zu allen Seen. Dennoch haben wir einige Abstecher gemacht, die sich absolut lohnen, wie zur wunderschönen Fluhalp, die von der Speisekarte und von der Ausstattung eher einem gehobenen Restaurant und Hotel als einer Berghütte gleicht, und wo man von der Terrasse in Liegestühlen liegend (natürlich) das Matterhorn bestaunen kann.

Aber auch der kleine Schlenker über die Gletschermoräne des Findelgletschers, der früher bis an die Fluhalp heranreichte, lohnt sich. Heute liegt der Gletscher weit oberhalb. Oben auf der Moräne führt ein Gratweg entlang – schwindelfrei sollte man sein. Aber die Blicke in die Geröllfelder, auf den Gletscher, auf fast alle 5 Seen und (gähn) auf das Matterhorn sind einfach nur zum Genießen.

Hallo Murmeltier!

Irgendwann, am Grünsee angekommen, wo wir nach dem Stellisee und Grindjisee, das erste Mal keinen so guten Blick auf das Matterhorn haben (nur eine Spitze guckt hinter den vorgelagerten Bergen hervor), hat Wolfgang die Idee, mal zu schauen, wann die letzte Bahn von Sunnegga wieder nach Zermatt zurückfährt. „17:30 Uhr“, sagt er. „Was?“ Mittlerweile war der Tag fortgeschritten und wir hatten noch gut ein Drittel der Strecke vor uns. „Ab jetzt müssen wir durchziehen.“

Stellisee
Grundijsee
Grünsee

Auf einem Wegweiser lesen wir: Sunnegga ¾ Stunde. Es war kurz nach 16 Uhr. Das sollte zu schaffen sein. Aber das Matterhorn muss ja auch noch am Moosjisee und zwischendurch und später fotogarfiert werden. Auf der letzten Steigung zum Leisee, der Teil des Sunnegga Familienparadies, mit Badeplatz und Wassersportmöglichkeiten ist, spüre ich dann, dass wir den ganzen Tag auf über 2000 Metern Höhe in der Sonne gewesen sind. Mein Kopf scheint zu platzen vor Hitze. Ich werfe noch ein Blick in die umliegende Bergewelt (und das Matterhorn), bevor wir in den wunderbar kühlen Tunnel der Sunneggabahn eintauchten.

Moosjisee
Leisee
Und noch mal: das Matterhorn

Zermatt und der Traum vom Matterhorn

Ein paar Minuten später tauchen wir in Zermatt wieder auf und bummeln durch dieses ganz besondere Dorf – hochalpin, mondän, ursprünglich, kitschig, spannend, einmalig und immer wieder – das Matterhorn.

Roadtrip nach Südfrankreich: Mit Dachzelt über die Alpen an die Côte d’Azur

Gerade, wo ich diese Zeilen schreibe, sitze ich in unserer Ferienwohnung in dem kleinen Örtchen Cassis an der westlichen Côte d’Azur. Wir sind in Südfrankreich angekommen. Die Vorhänge sind halb vor die Fenster gezogen, um die Hitze des Tages draußen zu lassen. Aber gleich, wenn die Sonne tief über dem Meer steht, dann gehe ich mit einem Glas Rosé raus auf die Terrasse. Noch nicht mal zwei Wochen ist es her, dass wir am Matterhorn gewesen sind, und was haben wir seitdem erlebt: im Dachzelt während Gewitter und Starkregen mitten in der Wildnis der Seealpen ausharren, mit dem Tretboot auf türkisgrünem Wasser durch die mächtigen Felsen der Verdon Schlucht schippern, von einer Traumbucht aus über das unfassbar blaue Wasser der Côte d’Azur blicken, und und und …

Ach, ich kann es gerade kaum fassen, wieviel Schönes diese Welt zu bieten hat. Was für ein Glück, dass wir sie (wieder) bereisen können. In diesem Sinne: Â votre santé et à bientôt auf unserem Roadtrip nach Südfrankreich – von den Alpen an die Côte d’Azur.


10 Gedanken zu “Einmal das Matterhorn sehen – Roadtrip nach Südfrankreich Teil 1

  1. Danke für die tollen Bilder und den tollen Bericht. Bei uns reicht es dieses Jahr, mal wieder, nur für, diverse, Kurztrips.
    Ihr hattet deutlich mehr Glück als ich vor….oh je 35 Jahren ….. mit einer Freundin einen Rail (und Postbus)-Trip durch die Schweiz machte, denn das Matterhorn war, als wir in Zermatt ankamen, in dichten Nebel gehüllt.
    …..wäre also auch mal wieder ein Ort der auf die Liste „müsste man mal“ kommt.

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      1. Ja, das war die Hoffnung für diesen Spätsommer. Aber auch geimpft möchte ich nicht 4 Stunden dicht gedrängt im Flugzeug sitzen. Ich hatte tatsächlich überlegt ob das Auto für den Weg eine Option wäre. Viele Freunde und Bekannte aus der zweiten und dritten Gastarbeiter Generation, sind dieses Jahr tatsächlich Wieder mit dem Auto in die „Heimat“ gefahren.

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